Jeder scheint sie zu kennen: die Depression! Sei es im Zusammenhang mit einer augenblicklichen Niedergeschlagenheit oder einem länger andauernden Unwohlsein, nicht körperlich aber irgendwie diffus – es muss irgendwas mit der Psyche zu tun haben. Aber was hat es mit einer Depression auf sich?

Die Depression hat sich in unserer modernen, schnelllebigen Zeit zur echten Volkskrankheit entwickelt. Jeder 5. Bürger soll einmal in seinem Leben selbst depressiv oder damit konfrontiert gewesen sein. Bei Frauen scheint die Krankheit doppelt so häufig vorzukommen wie bei Männern. Oft – jede 5. Erkrankung – ist der Verlauf chronisch und sogar jede 7. Erkrankung dieser Art endet im Selbstmord.

Belastende, unangenehme Ereignisse versucht der Mensch zu vermeiden, weil er unter Umständen „schwer daran trägt“ – der Tod von nahen Angehörigen oder Freunden, eine misslungene Prüfung, ein behindertes Kind, Mobbing am Arbeitsplatz. Diese herausgegriffenen Beispiele werden von jedem einzelnen unterschiedlich verarbeitet. So sind reaktive Depressionen Folge von solch augenblicklichen Krisen oder aktuell belastenden Situationen.

Die rezidivierende (wiederkehrende) Depression kommt und geht; und kommt eben auch wieder. Dieser Wechsel ist episodisch, weshalb man auch von depressiven Episoden spricht.

Und da gibt es noch diejenigen, von denen man sagt, sie seien manisch-depressiv. Depressive Lähmung (der geistigen Fitness, Gedanken und körperlicher Beweglichkeit) wechseln sich bei diesem Krankheitsbild mit unnatürlich manischer Erregtheit ab.

Anhaltend chronisch depressive Verstimmungen eines Menschen sind für seine Umwelt oft belastend und vergiften die private und berufliche Atmosphäre. Diese als Dysthymie bezeichnete Form der Depression beginnt oft schon im Jugendalter.

Allgemein gelten folgende mögliche Symptome für eine Depression (Internationale Klassifikation psychischer Störungen der WHO):

  • gedrückte Stimmung, freudlos wirkend
  • verloren gegangenes Interesse an sonst lieb gewordenen Tätigkeiten (Hobbies)
  • rasche Ermüdbarkeit, energie- und antriebslos
  • schlechte Konzentration
  • Schlafstörungen
  • weniger Appetit als sonst
  • herabgesetztes Selbstwertgefühl, man fühlt sich wertlos
  • Ausmalen düsterer Zukunftsaussichten
  • Suizidgedanken, ggf. versuchter Suizid

Finden sich bei kompetenter Befragung 4 bzw. mehr als 4 Ja-Antworten über einen Zeitraum von mehr als 2 Wochen geht man davon aus, dass es sich um eine Depression handeln kann: in leichter, mittlerer oder schwerer Form.

Wie therapiert man Depressionen?

Eine gängige Form ist die medikamentöse Therapie bei mittleren und schweren Depressionen. Die alleinige medikamentöse Therapie ist oft nicht ausreichend, so dass die Kombination aus Medikamenten und Psychotherapiemethoden oft viel versprechender ist.

Die kognitive Verhaltenstherapie soll eine Verhaltensänderung bewirken, um nicht mehr alles negativ und grau sehen.

Allein das Aufbrechen negativer Denkstile gilt als guter Heilungsansatz. Das Gefühl der Unzulänglichkeit oder Benachteiligung soll einem neuen Optimismus weichen. Denn die Zukunft hält nicht nur Frustration und Benachteiligung.

Menschen mit negativen Gedanken neigen dazu, Erfahrungen falsch zu interpretieren und zu verallgemeinern und willkürlich zu eigenen Nachteil die eigene Gedankenwelt zu integrieren.

Anhaltenden depressiven Verstimmungen, der Dysthymie, kann auch mit einer tiefenpsychologischen bzw. psychoanalytischen Therapie begegnet werden. Hier gilt es, Erfahrungen und Gefühle (von seelischen bzw. körperlichen Verletzungen) aus der Kindheit, Konflikte aus Beziehungen oder aber Leere und Selbstzweifel aufzuarbeiten. Die Klärung dieser inneren Konflikte ist das Ziel der psychoanalytischen Therapie.

Depressive Menschen haben oft in der Kindheit Vater oder Mutter verloren, mussten Trennungen hinnehmen – konnten diese aber seelisch nicht überwinden. Ablehnung oder Abwertung durch z.B. die Eltern münden oft im Erwachsenenalter in Selbstzweifel, die sich dann mit depressiven Symptomen zeigen.

Trotz des enormen Wissensfortschritts sind sich die Wissenschaftler und Ärzte immer noch mit der Frage beschäftigt, wie eine antidepressive pharmakologische oder psychotherapeutische Behandlung wirkt.

Bewirken die Gespräche mit dem vertrauten Therapeuten körperliche Verbesserungen (Regulation von Puls, Blutdruck), die sich dann logischerweise auch seelisch auswirken? Und wirkt die Einnahme eines Antidpressivums heilend?

Studien zufolge bessert sich bei 50 bis 70% der Probanden die Problematik, 30 bis 40% sagen dasselbe, obwohl sie ein Placebo eingenommen hatten.

Antidepressiva machen nicht süchtig, dennoch schrecken einige davor zurück, weil sie Nebenwirkungen wie zum Beispiel Mundtrockenheit, Mattigkeit und Übelkeit befürchten, die sie eventuell noch zusätzlich belasten könnten.

Auch Alternativen bestehen. Eine davon ist Lithium. Es wird bei manisch-depressiven Patienten eingesetzt, hat aber den Nachteil, dass Patienten möglicherweise zunehmen.

Das altbekannte Naturheilmittel Johanneskraut fördert die Hormone Serotonin und Noradrenalin im Gehirn positiv. Eingesetzt wird es oft bei leichten Depressionen. Die positive Wirkung ist belegt.

Der eine oder andere hat sicher schon von Lichttherapie bzw. dem Einsatz von Licht als Therapeutikum gehört oder es sogar selbst ausprobiert. Lichttherapie soll bei saisonalen Depressionen gut helfen und wer kennt nicht die Befreiung, wenn endlich im Frühling die Sonne mehr scheint und der Tag heller und freundlicher wird.

Ein bewährtes einfaches „Heilmittel“ ist Sport. Belegt ist, dass ein mehrmonatiges Lauftraining genauso gut gegen eine Depression wirkt die wie die Einnahme eines Antidepressiva bzw. unterstützende Gespräche. Untersuchungen zeigen, dass Sport und Bewegung einer kognitiven Therapie gleichwertig sind. Die Stressphysiologie muss sich auch durch die Bewegung ändern. Der Körper soll mithelfen, das Denken zu verbessern.

Jeder Betroffene muss letztlich seinen eigenen Weg finden. Wichtig ist, das Bestehen einer Depression nicht zu leugnen, sondern seine Krankheit anzugehen und sich helfen zu lassen.