Klassisch existieren drei Behandlungsansätze für die chronische Depression:

a)    medikamentöse Behandlung mit Tabletten
b)    Psychotherapie; Verhaltenstherapie
c)    Kopplung aus medikamentöser und psychologischer Therapie

Aus den USA kommt nun eine Therapie, die das Tabu der Psychotherapie – der Therapeut soll stets nur für seinen Patienten da sein, aber keine Beziehung zu ihm eingehen – bricht. Das Distanzgebot soll aufgeweicht und die Beziehung zwischen Therapeut und Depressivkrankem auf ein anderes Fundament gestellt werden.

Verbunden mit dieser Behandlungsform ist der Name James Mc Cullough: Gedanken- und verhaltensorientiertes Analysesystem der Psychotherapie.

20% aller Depressiven werden nicht wieder gesund, sie leiden dann unter Dysthymie, der chronischen Depression mit hohen Rückfallquoten. Solche Depressionen manifestieren sich oft schon in jungen Jahren, durchaus im Kindesalter und bevorzugt in der Pubertät.

Wer geschlagen, misshandelt und bestraft wird, läuft Gefahr, ein Trauma zu erleiden und nicht zu lernen, was die meisten Kinder fürs Leben lernen. Diese Kinder sind zu beschäftigt mit dem Überleben. Wenn sie älter werden, sind sie nicht gerüstet, für sich selbst zu sorgen. Sie versagen sozial, in der Familie, in der Ehe und am Arbeitsplatz“.

Sie sind zutiefst verletzt und tragen diese zumeinst seelischen Verletzungen ein Leben lang mit sich herum – und haben Angst, weiter verletzt zu werden. Sie meiden all das, was ein normales Miteinander ausmacht, um nicht weiter verletzt zu werden. Vermeidungsstrategien beherrschen den Alltag.

Die Denkfähigkeit chronisch Depressiver ist oft eingeschränkt, befindet sich im depressiven Schub auf einer kindlichen Gedanken- und Emotionsebene. Abstraktes Denken gelingt so oft nicht.

Patienten, die mit dem neuen Therapieansatz erfolgreich behandelt wurden, erhielten die Fähigkeit zurück, abstrakt zu denken. Damit verbunden ist Empathie – sich in jemand hineinversetzen, seine Gedanken und Gefühle wirklich zu begreifen.

Das Therapiekonzept bevorzugt Rollenspiele zu bestimmten Themen, die den Patienten beschäftigen. Schnelle Erfolge sind auch hier nicht zu erwarten, aber Beharrlichkeit und das Einfühlungsvermögen des Therapeuten in den Patienten sind richtungweisend für den Erfolg.

Ziel ist es, dass der Depressive sein Leben ändern will und auch in der Lage dazu ist, sonst läuft er Gefahr, depressiv zu bleiben.

Der Therapeut, der das Gedanken- und verhaltensorientierte Analysesystem der Psychotherapie verwendet,  wendet sich direkt dem Patienten zu, es entsteht eine gleiche Ebene, damit der Patient seinen Therapeuten als Lehrmedium nutzen kann. In den Rollenspielen werden konkrete Beispiele des täglichen Lebens geübt. Es gilt den Alltag zu üben, üben, und nochmals zu üben. Wie sage ich etwas zu einem Gesprächspartner und wie werde ich mit möglicher Ablehnung fertig?

Der Therapeut wird nicht zum Freund des Patienten, aber ein geschätzter Begleiter.

Die chronische Depression wird wohl bei Anwendung dieser Therapieform gemildert, manchmal gelingt auch mehr. Bislang liegt die Chance einer Heilung bei rund 50%. Aber auch hier gibt es keine Garantie.

Die Depression ist für den Erkrankten eine schwere Last. Gerade bei einer reaktiven Depression kann EMDR vielleicht einen „Wink“ in die richtige Richtung geben – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Hierdurch entsteht die Chance, dass sich ein Ausweg auftut, der bisher verborgen war. Licht kommt ins Dunkel, die Stimmung erhellt sich. Ein Schritt in die richtige Richtung.